Nicht dass Ihr denkt, dass ich ungefragt aus Euren Sitzungen plaudere! Dennoch werde ich immer wieder gefragt, wie man sich so eine Sitzung vorstellen muss und was damit überhaupt erreicht werden kann. Deshalb erzähle ich Euch von einer Sitzung in einer Weiterbildung, wo eine andere Kinesiologin meine Klientin war. Sie brachte folgendes Problem mit, um es zu bearbeiten:...
Sie, nennen wir sie Anna, ist Mitte 50 und hat selbst 2 Kinder grossgezogen. Seit 3 Jahren ist sie Grossmutter und sie hütet sehr gerne ihr Enkelkind, was aber nun auch zum Fokus ihrer Ängste geworden ist, die sie sich rational einfach nicht erklären kann. Ständig befürchtet sie, dass dem Kind etwas zustösst. Wenn es klettert, könnte es herunter fallen, auf der Quartierstrasse überfahren werden, eine giftige Pflanze im Garten essen... Sie hatte solche Ängste bei ihren eigenen Kindern nie und versteht nicht, woher das plötzlich kommt, denn sie will aus ihrer Angst heraus nicht das Kind in seinen Entdeckungen behindern, kann es aber auch nicht non-stop im Auge behalten. Wir beginnen also, diese Angst zu "analysieren". Dazu benützen wir natürlich den Muskeltest, sowie den Zeitraster um heraus zu finden, wann dies angefangen hat. Einschub: Die Antworten, die wir über den Muskeltest erhalten, ist immer "nur" die Antwort, die das System des Klienten gerade als wahr empfindet. Man darf das niemals als sakrosankt richtig oder falsch betrachten, da die Antwort eine Moment-Antwort ist und dazu dient, dem Klienten gewisse Umstände ins Bewusstsein zu bringen. Die Antwort auf die gleiche Frage kann schon einen Tag später eine andere sein, weil dann vielleicht der Stress vom Vortag keine mehr ist und die Entwicklung, Auflösung stattgefunden hat. Als Kinesiologin werde ich mich hüten, einer Muskeltest Antwort zu widersprechen, selbst wenn ich denke, ich "weiss" es besser. Nur der Klient kennt seine Wahrheit! Als Kinesiologin biete ich einzig die Unterstützung dazu, dass die Heilung beim Klienten stattfinden kann, indem wir erst testen und anschliessend balancieren. Unsere Kernfrage ist: In welchem Alter muss man bei Anna den Auslöser für diese unerklärlichen Verlustängste suchen? Ich teste Anna von ihrem aktuellen Alter 55 her in 5-Jahresschritten rückwärts. Am Ende jedoch sind wir bei der Geburt und es hat sich nichts gezeigt. Hmmm. Ich zögere und frage dann, ob die Angst in der Zeit der Schwangerschaft entstanden ist. Und hier zeigt sich massiver Stress. Bevor ich überhaupt darüber nachdenken kann, wie weiter vorgehen, klatscht sich Anna mit der Hand an die Stirn. "KLAR! Das muss es sein." Sie erzählt, dass sie ein Zwillingsgeschwister-chen hatte, das jedoch während der Schwangerschaft abging. Für sie ist absolut klar, dass ihre Verlustängste von da her kommen. Wir balancierten also diesen Stress und suchten einige Übungen, die sie zu Hause noch gewisse Zeit machen kann, um die Balance zu festigen. Als ich sie einige Monate später wieder treffe erzählt sie mir, dass die Angst nicht mehr aufgetreten ist, worüber sie natürlich sehr glücklich ist! Anmerkung: In der Regel geht das nicht in allen Sitzungen so schnell und "einfach". Ihr müsst bedenken, dass Anna selbst seit 30 Jahren Kinesiologin ist, ständig Weiterbildungen besucht und selbst ihren Gespenstern schon mehrfach gegenüber getreten ist. Sie hat in all den Jahren an ihren Themen gearbeitet und wurde regelmässig balanciert. Sie hat diese Verlustangst auch noch nicht lange gehabt. Sehr typisch für solche Sachen ist, dass sie über viele Jahrzehnte hinweg neutral in uns schlummern und erst durch gewisse Umstände zum Problem werden können. Sie war sich nie bewusst, darunter gelitten zu haben, dass der andere Zwilling nicht da war. Und dennoch muss sich dieser Schock in ihren Zellen gespeichert haben und am Tag X präsentierte er sich ungefragt. Ängste sind oft nicht fassbar. Wichtig ist, dass man bei ihrem Auftreten nicht zu lange wartet, sich ihnen zu stellen, denn sonst kann es passieren, dass der Körper Krankheiten vorbei schickt, um auf etwas aufmerksam zu machen. Falls Euch der Beitrag gefällt und Ihr mehr aus der Praxis lesen möchtet, freue ich mich über Euer Feedback. Auch kritische Posts sind erlaubt! Herzlichst grüsst Euch Brigitta
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April 2021
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